Lateinamerika Reiseberichte

Corona-Quarantäne in Peru – und es kam ein Huhn geflattert!

Gestern bescherte mir die häusliche Quarantäne in Peru ein skurriles Erlebnis: Mit einmal saß ein weißes, trauriges Huhn in unserem Haus und wartete auf seine Schlachtung!
Aber der Reihe nach: Schon beim Frühstück machte bei uns die Runde, dass wohl in anderen Stadtteilen Hühner verschenkt werden. Sozusagen als Hilfe für die Bedürftigen in Zeiten der Coronakrise. Nach dem Mittagessen hörten wir mit einmal einen Stimmengewirr, das immer lauter wurde. Nachbarn schauten aus dem Fenster und man rief sich gegenseitig zu, das hier im „Comedor“ (wie eine Kantine, in der ehrenamtlich Frauen kochen und das Essen für bedürftige Familien sehr günstig ist) Hühner verschenkt werden. Auch meine Schwiegermutter sauste los. Da mein Schwiegervater – er ist Rentner – nur eine kleine Rente bekommt (Meine Schwiegermutter bessert das Familieneinkommen auf, in dem sie immer wieder in Uruguay und Argentinien als Haushaltshilfe und Köchin arbeitet … und sie ist auch schon fast 70 Jahre alt!) und mein Schwager derzeit wegen der Coronaausgangssperre nicht arbeiten kann (er hat 5 Kinder!), gehört unsere Familie auf alle Fälle auch zu den Personen, die ein Huhn verdienen. Das Geschrei dauerte bald eine Stunde an, denn es bildete sich eine lange Schlange am Comedor und alle hatten Angst, leer auzugehen.
Tatsächlich kam meine Schwiegermutter etwas später mit einem traurigen Geschöpf zurück. Ich sage „traurig“, weil das arme Huhn noch nicht mal laufen konnte. Es war nur dick gemästet… aber das ist eine andere Geschichte. Meine Kinder gaben dem unglücklichen Huhn noch zu trinken und boten ihm Banane an. Dann war das Wasser heiß und das Messer scharf… Unserem Fleischverzehr in den nächsten Tagen steht nichts im Weg!

Stell dir mal vor, auf diese Weise würde bedürftigen Familien in Deutschland in Zeiten der Coronakrise geholfen werden! Da ich auf Kurzarbeit gesetzt bin und das Café meines Mannes derzeit geschlossen ist, würde ich mich gerade auch zu den bedürftigen Personen zählen. Ich könnte aber kein Huhn schlachten…

Übrigens: Hier habe ich zu meiner „Beschäftigungstherapie“ während der Ausgangssperre in Peru berichtet und hier trage ich aktuelle Informationen zum Umgang mit der Coronapandemie in Peru zusammen.

Previous Post Next Post

You Might Also Like

No Comments

Leave a Reply

Die folgenden im Rahmen der DSGVO notwendigen Bedingungen müssen gelesen und akzeptiert werden:
Durch Abschicken des Formulares wird dein Name, E-Mail-Adresse und eingegebene Text in der Datenbank gespeichert. Für weitere Informationen wirf bitte einen Blick in die Datenschutzerklärung.