Wie wir mit ein bisschen Platz im Koffer Menschen weltweit helfen können
In Lateinamerika ist Armut überall präsent. Sie präsentiert sich stets vielschichtig und mehrdimensional und ist in der Regel viel komplexer als bloß eine schlichte Einkommensarmut. Vielmehr ist sie in den meisten Fällen eine Verflechtung materieller, kultureller und sozialer Armut – eine Art Teufelskreis, aus welchem Familien oft nur schwer entfliehen können. Obwohl verschiedenste Definitionen über Armut existieren, sehen wir generell solche Menschen als arm an, die sich den minimalen Lebensstandard ihres Heimatlandes nicht leisten können. Extrem arm sind wiederum Menschen, denen es , selbst wenn sie ihr gesamtes Einkommen für Nahrungsmittel ausgeben, an ausreichend Ernährung mangelt.
Rund 164 Millionen Menschen in Lateinamerika und der Karibik sind von Armut betroffen. Das sind fast 30 Prozent der Bevölkerung. Dabei bilden Kinder und Jugendliche den größten Anteil. Besonders junge Menschen sind den oft erschütternden Zuständen am hilfslosesten ausgeliefert. Viele Familien leben seit Generationen in existenziell prekären Verhältnissen – denn der Sprung aus der Armut ist schwer. Oft bleibt den Kindern daher keine andere Wahl, als schon von kleinauf zu arbeiten, um die Familie über die Runden zu bringen. Fatal, denn ohne Schulbildung wird es ihnen auch im späteren Leben und mit einer eigenen Familie nur schwer gelingen, der Armut zu entkommen.
Wenn wir reisen, kommen wir meist nur als Touristen ins Land. Selbst wenn wir die Zustände in dem Land nicht übersehen können und gerne helfen würden – oft können wir nicht mehr tun, als der bettelnden Frau am Kirchentor ein paar Münzen dazulassen, oder vielleicht danach zuhause an Organisationen oder gemeinnützige Projekte zu spenden. Beliebt sind z.B. auch Kinderpatenschaften oder das Mitwirken als ehrenamtliche Helfer hier in Deutschland.
Das sind alles wichtige und gute Ansätze, die wir von hier aus leisten können. Wir stellen euch aber heute noch eine andere, direktere Möglichkeit vor, wie wir bedürftigen Menschen weltweit helfen und ihnen eine Freude machen können – und das ohne großen Aufwand und sozusagen im Urlaub.
Wenn die Reise gebucht ist und die Vorfreude groß, kann es oft gar nicht schnell genug losgehen: ab zum Flughafen, der Sonne engegen oder ans Meer. Doch vorher müssen wir uns jedes Mal wieder mit der lästigen Pflicht des Kofferpackens herumschlagen. Heißt: vorher überlegen, was man anziehen will, sich schlau machen, wie das Wetter ungefähr wird, wissen, wie viele Souvenirs man in etwa mit nach Hause bringen will. Kurz: mit nervigen Gewichtsbeschränkungen kalkulieren. Und wenn wir ehrlich sind, packen wir trotz mehrfachem Überlegens über die Frage „Was brauche ich wirklich, was liegt erfahrungsgemäß danach eh nur wieder 2 Wochen im Koffer?“ am Ende doch wieder viel zu viel ein.
Bevor wir die Hälfte des Kofferinhalts sinnlos hin- und herschleppen, reservieren wir vielleicht zukünftig lieber gleich 5 Pfund (2,27 Kilo) im Gepäck für einen guten Zweck:
Pack for a Purpose.
Die Idee dahinter ist simpel: mit dem gesparten Gewicht packt man Gegenstände ein, die verschiedene Projekte vor Ort benötigen. Mit nur 2,27 Kilo kann man beispielsweise 400 Stifte, 5 Fußbälle mit Pumpe oder ein Stethoskop mit Blutdruckmanschette und 500 Pflastern transportieren. Sachen also, die man bei uns leicht bekommt, die für die Menschen vor Ort aber entweder schwer zugänglich oder zu teuer sind. Die Idee zur gemeinnützigen Organisation stammt von einem US-amerikanischen Ehepaar, welches bereits seit mehreren Jahren Hilfsmittel für Bedürftige transportiert und diesen Anreiz an Reisende weitergeben will. Mitterweile können durch Pack for a Purpose über 300 gemeinnützige Projekte in 47 Ländern unterstützt werden.
Der Ablauf ist einfach:
1) Reisedestination auswählen und prüfen, ob die geplante Unterkunft Teil des Projekts ist bzw. eine entsprechende Partnerunterkunft auswählen. In Lateinamerika sind Projekte in Mexiko, Argentinien, Chile, Brasilien, Ecuador, Kolumbien, Peru, Costa Rica, Guatemala, Honduras, Nicaragua, Panama und Belize dabei.
2) Durch die Angaben auf der Seite findet man heraus, welche Hilfsmittel im jeweiligen Projekt benötigt werden.
3) Koffer packen!
4) Am Ziel angekommen kann man dann die Spenden direkt an der Unterkunft abgeben. Diese übergibt sie dann eigenhändig an das Projekt.
Wir finden: ein tolles Projekt! Seit seinem Start im Dezember 2009 haben Reisende durch Pack for a Purpose bereits fast 12,000 kg an Hilfsgütern an Bedürftige gespendet. Also: das nächste Mal vielleicht ein Paar Schuhe zuhause lassen und dafür lieber einen Pack Buntstifte für Schulkinder miteinpacken! Das gute an Pack for a Purpose ist, dass wir so direkt spenden können und dabei sicher wissen, dass unsere Spenden ankommen.
Mehr Infos unter www.packforapurpose.org
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