Der peruanische Schriftsteller Mario Vargas Llosa versteht es wie kein anderer, die Geschichte seines Heimatlandes Peru mit eigenen Erlebnissen und einer gehörigen Portion Fiktion zu einem Meisterwerk der Romankunst zu verarbeiten. Für seinen neusten Roman „El sueño del celta“ vergrub sich Vargas Llosa in Bibliotheken und Archiven, sprach mit Historikern und Wissenschaftlern und erweckte letztendlich die Geschichte des britischen Diplomaten und irischen Nationalhelden Roger Casement zu neuem Leben.
Roger Casement wurde Zeuge der menschenverachtenden Praktiken der Kolonialmächte im Kongo und im peruanischen Regenwald bei Iquitos. Durch seine Berichte über die Greueltaten der europäischen Unternehmer löste er in Groß Britannien und europaweit gewaltige Protestwellen gegen die Gewalt der Kolonialherren gegenüber den Einheimischen und Indígenas aus. Durch die Arbeit in Afrika und Peru (er schrieb immer, dass die unterdrückten Völker aufbegehren müssen) wurde sich der britische Diplomat auch seiner irischen Herkunft bewusster und verschrieb sich bei seiner Rückkehr nach Europa der irischen Befreiungsbewegung. Casement wurde 1916 von Groß Britannien des Hochverrats bezichtigt und (trotz seiner Verdienste für die unterdrückten Völker) gehängt.
Mario Vargas Llosa besitzt ja bekanntlich einen Hang zum „Abstoßenden“ und so beschreibt er auch in „El sueño del celta“ (auf Deutsch: „Der Traum des Kelten“) die Foltertechniken der belgischen Kolonialherren im Kongo und die bestialischen Bestrafungen der Kautschuk-Barone in Peru detailreich. Allerdings handelt es sich dabei auch um „Kapitel“ in der euorpäischen Geschichte, das nicht beschönigt werden kann.
Insgesamt ist der Roman von der ersten bis zur letzten Seite spannend, der Leser erfährt viel zur Kolonialgeschichte im Kongo, zur Praxis der Kautschukindustrie im südamerikanischen Regenwald und zum irischen Freiheitskampf.
Das Buch ist noch nicht auf Deutsch erschienen, soll aber im Herbst 2011 auf den deutschen Markt kommen. Bis dahin könnt ihr ja in die spanische Originalfassung reinschnuppern:
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