Die Wahlen in Venezuela befinden sich in der heißen Endphase. Am 7. Oktober 2012 ist Wahltag und es wird eine endgültige Entscheidung zwischen Amtsinhaber Hugo Chávez (PSUV) und Herausforder der oppositionellen Partei Mesa de la Unidad Henrique Capriles Radonski geben. Laut Umfragen des Instituts Datanalisis liegt der derzeitige Amtsinhaber mit einigen Prozentpunkten in Führung (einige andere Umfragen sprechen von einer eindeutigen Führung Chávez‘, andere von einem Kopf- an- Kopf- Rennen), jedoch ist klar, dass sich Capriles in den letzten Wochen einen stärkeren Zuspruch verschaffen konnte. Er verkündete bzw. rief am 30.09.2012, eine Woche vor dem Wahltag am 7. Oktober, auch noch einmal öffentlich zu einem Wechsel auf . Unterstützend gab es eine Großdemonstration in der Haupstadt Caracas mit hunderttausend Menschen, welche sich vereinten, um bei einem Sternmarsch auf den Straßen gegen die Politik von Chávez zu demonstrieren.
Dabei gab es bereits am Vortag einen blutigen Zwischenfall im Heimatbundesstaat des Amtsinhabers Barinas, bei welchem drei Anhänger der Opposition erschossen wurden, weshalb die Sicherheitsvorkehrungen während der Demonstration drastisch erhöht wurden. Die Protestteilnehmer verlangten von Chávez, sich nicht als Amtsinhaber auf Lebenszeit aufzuspielen. Auch am Wahltag werden knapp 40.000 Soldaten eingesetzt, um für einen friedlichen Ablauf zu sorgen.
Amtsinhaber Hugo Chávez, welcher bereits seit 1999 das Land regiert, ist sich jedoch seiner sicher und tut auch alles, um die Opposition zu unterdrücken. Dass dabei nicht alles mit demokratischen Mitteln abläuft ist jedoch offensichtlich. Im Fernsehen ist er dauerpräsent, da er viele der großen Stationen unter seiner Kontrolle hat und Journalisten bzw. Befürworter der gegnerischen oppositionellen Partei werden systematisch unterdrückt. Im März verkündete er: „“Los que queremos patria vamos con Chávez, los vendepatria que se vayan con ellos“ (Die, die Vaterland wollen, gehen mit Chávez. Die Landesverräter sollen mit den anderen gehen) (EL UNIVERSAL 2012) und ruft damit die Menschen auf, ihm zu folgen, wenn sie für das Vaterland sind und stellt sich wie immer als charismatischen Herrscher dar. Öffentliche Debatten mit Herausforderer Capriles lehnte Chávez in der Vergangenheit ab. Er wäre beschämt sich mit einer solch unbedeutende Figur wie Capriles zu messen (REUTERS 2012).
Sein selbst erklärtes Ziel: Einen Wahlsiegt mit über 10 Millionen Stimmen, der Sieg des Sozialismus bis 2019, die Verstaatlichung weiter voran treiben und bis Ende des Jahrzehnts keinen einzigen arbeitslosen Jugendlichen oder obdachlose Familien im Land zu haben. Eine Frage bleibt jedoch offen: Wie steht es um die Gesundheit des an Krebs erkrankten Chávez, welcher sich trotzdem voller Elan in den Wahlkampf stürzte. Was jedoch auch zwingend notwendig war. Der bedeutend jüngere Capriles besuchte jedoch während seines Wahlkampfes mehr als 300 Städte und Gemeinden, mit dessen Tempo Chávez nicht mithalten konnte, und kann eine beachtliche Laufbahn als Präsident der Abgeordnetenkammer, Oberbürgermeister einer großen Kommunen und Gouverneur des Bundesstaates Miranda.
Wir sprachen auch mit einem unserer Partner vor Ort und stellten ihm ein paar Fragen zur aktuellen Situation:
Kann Herausforderer Capriles am Sonntag eine Chance haben? Haben sich seine Chancen in den letzten Wochen verbessert? Vor allem im Bezug auf die Demonstration am Sonntag, wo sich viele seiner Anhänger versammelt haben..
„Wenn die Wahl nicht wieder vom Wahlbetrug geprägt ist… ist die Amtszeit von Chavez wohl zu Ende. Die Menschenmassen die Capriles auf seinen Veranstaltungen anzieht sprechen für sich!!!
Es herrscht fast eine Aufbruchstimmung hier im Land… man spricht von über einer Million Menschen am letzten Sonntag in Caracas!!!
Während Chávez seine Wahlveranstaltungen mit Anhängern füllt, die er aus dem ganzen Land zusammen holt… ein Beispiel hier in Merida 21.09.2012
Sein geplanter Auftritt um die Mittagszeit wurde immer wieder nach hinten verschoben… da hunderte von Autobussen aus dem ganzen Land mit seinen Anhängern zu spät eintrafen und die Straßen leer waren!!!
Erst gegen 17.00 Uhr ließ sich der Präsident sehen…
Heute ist Capriles erneut in Merida, auch um zu zeigen das er bedeutend mehr Anhänger hier hat… was ihm auch gelungen ist!!! Seit heute Morgen sind die Straßen gefüllt – Menschenmassen!!!
Gänsehaut wenn man die Bilder sieht!!!“
Wie ist die aktuelle Stimmung unter den Bewohnern von Venezuela? Blickt man dem Wahltag am 7. Oktober gespannt/nervös/.. entgegen?
„Natürlich sehen alle gespannt dem nächsten Sonntag entgegen!!! Ich hoffe auf einen ruhigen Wahltag und einen friedlichen Wahlausgang.
Obwohl ich fast befürchte das Chávez ein für ihn negatives Ergebnis nicht akzeptieren wird.
Die Bevölkerung rechnet mit Ausschreitungen und evtl. Versorgungsengpässen… hoffen wir, das es nicht dazu kommt.“
Kann man sich sicher fühlen auf den Straßen der Städte? Wie wird der Tod der beiden/drei oppositionellen Anhänger am vergangenen Samstag in den venezolanischen Medien dargestellt?
„Freunde von uns aus Caracas waren gestern hier zu Besuch… sie sprechen von Chaos in Caracas – sicher fühlen sie sich in der Stadt nicht!!
Hier in Merida ist die Situation etwas entspannter… kann nicht sagen das ich mich unsicher fühle.
Die Menschen sind entrüstet über die Vorfälle in Barinas!!! Die Regierung versucht den Vorfall von sich etwas weg zu lenken und spricht von 2 rivalisierenden Gruppen…
Aber mit Sicherheit hat dieser Vorfall Chávez sehr viele (auch aus den eigenen Reihen) Stimmen für den Wahltag gekostet.
Die Beliebtheit Capriles steigt zusehends… die Menschen sind Müde von den Versprechungen der alten Regierung und den Missständen in Ihrem Land.
Und auch die Bedenken, Nachteile (in den vergangenen Wahlen wurde Menschen auf eine schwarze Liste gesetzt, wenn sie gegen Chávez gestimmt haben – und bekamen z.B. keine Arbeit in staatlichen Betrieben (PDVSA usw.)) zu erfahren wenn man gegen Chávez stimmt rücken immer mehr in den Hintergrund… die Menschen fühlen sich recht sicher das Capriles diese Wahl gewinnen wird.“
Es bleibt also abzuwarten wie sich die Dinge am und nach dem Wahltag entwickeln werden…
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[…] stammt und die wohlhabende Oberschicht Venezuelas repräsentiert. Wie schon im letzten Jahr beim Wahlkampf zwischen Hugo Chávez und Capriles stehen sich diesmal wieder zwei unterschiedliche Charaktere gegenüber. Die Wähler sind gespalten. […]