Seit Dezember 2011 hat Susie gleich drei MIO TOURS Ziele bereist: Über Peru erzählte sie bereits im Teil III Ihres Reiseberichts. Diesmal erfahren wir, wie es der „Reisebiene“ in Ecuador ergangen ist und können ihre „durchwachsenen“ Eindrücke von Mittelamerika (Costa Rica, Nicaragua & Honduras) nachlesen. Viel Spaß beim lesen des vorletzten (!)Reiseberichts:
Ihr Lieben,
Willkommen zum vorletzten (buuh!) Update von meiner Lateinamerika-Reise. In den letzten vier Wochen hab ich vier Laender hinter mir gelassen und bin gestern in Antigua in Guatemala angekommen. Momentan bin ich mit einer anderen Deutschen, Anna, unterwegs, die ich im Bus in Nicaragua kennengelernt habe.
Aber, erstmal der Reihe nach. Von Cuenca in Ecuador ging es weiter in die Stadt Riobamba, wo ich den Zug ueber die “Teufelsnase” nehmen wollte. Der Zug faehrt sozusagen im Zick-Zack den Berg runter. Frueher konnte man auf dem Zugdach fahren, aber seit einem Unfall vor ein paar Jahren ist das leider verboten. Es war dann aber nicht so spektakulaer wie angepriesen und die ganze Abfahrt dauerte nur eine halbe Stunde. Also, muss man nicht unbedingt machen! Ansonsten gab es in Riobamba nicht so viel zu sehen und deswegen fuhr ich dann weiter nach Quito, der Hauptstadt Ecuadors. Quito liegt, aehnlich wie La Paz in Bolivien, in den Bergen (auf ca. 2800m) mit den einzelnen Stadtvierteln auf Huegeln und Taelern verteilt. Wie ich finde, ist das eine der schoensten Staedte in Suedamerika, trotz meiner Ankunft mitten in der Regenzeit. Aber das mit dem Regen ist nicht so wie bei uns, im Prinzip regnet es jeden Nachmittag und immer zur gleichen Zeit. Es ist auch ziemlich kalt, aber sieht sehr malerisch aus, wenn die Regenwolken tief ueber den Bergen haengen. In Quito traf ich mich mit Vanessa, eigentlich eine Freundin meiner Cousine, die ich aber auch kennengelernt habe, als sie vor vielen Jahren mal in England und Deutschland war. Wir haben dann zusammen die “Mitte der Welt” besucht, die Aequatorlinie, die etwas ausserhalb von Quito verlaueft. Die ersten Berechnungen haben die Inka angestellt, dann die Franzosen und in neuester Zeit wurde nochmal mit GPS nachgemessen. Die Linien weichen etwa 100 Meter voneinander ab, deshalb gibt es 2 Denkmaeler. Dort kann man auch interessante Experimente beobachten, z.B. dass das Wasser auf der Nord- und Suedhalbkugel jeweils anders herum abfliesst. Oder dass man es nicht schafft, direkt auf der Aequatorlinie mit geschlossenen Augen gerade zu balancieren, sondern dass man immer von einer Seite mehr angezogen wird.
In der Umgebung von Quito gibt es viele schoene, durch Vulkanausbrueche geschaffene Seen und einen grossen Kunstgewerbemarkt in Otavalo. An Markttagen ist die ganze Stadt voll mit Staenden, an denen man alles kaufen kann, was das Herz begehrt, also Schmuck, Klamotten, Keramik, Ponchos und noch vieles mehr. Drei Monate Suedamerika haben aus mir auch eine kaltbluetige Verhandlerin gemacht und inzwischen macht das Feilschen richtig Spass. Bei kleineren Sachen, die nur ein paar Euro kosten, ist mir das zwar zu bloed, aber wenn man mehrere kauft oder was Teureres, kann man einen guten Preis aushandeln. Viel schwieriger ist es, mit Taxifahrern zu handeln, vor allem wenn man schon drin sitzt. Aber probieren lohnt sich immmer, weil man doch davon ausgehen kann, dass der Grundpreis hoeher ist als bei Einheimischen.
Ich bin zwar keine Bergsteigerin, aber ich wollte zumindest einen der zahlreichen Vulkane, die man hier so sieht, mal ausprobieren. Also sollte es auf den Cotopaxi in Ecuador gehen, der ist ueber 6000m hoch und bis auf 5000 m kann man normal gehen, darueber beginnt das Eis und man braucht die entsprechende Ausruestung. Es wurde dann aber doch SEEHR anstrengend, der vulkanische Sand auf dem Weg war lose und sehr tief, dann began es zu hageln und neblig zu werden und die Luft ist ziemlich duenn. Aber was die Kraft positive Denkens nicht alles bewirkt: ich setzte einen Fuss vor den anderen, machte staendig Pausen, um Luft zu holen und irgendwann stand ich vor der Berghuette (siehe Fotos auf Facebook). Und wenn man die Hoehenunterschiede bedenkt, habe ich sozusagen auf der Spitze des Montblanc gestanden! Nun gut, das habe ich geschafft, alle anderen Vulkane werden nur noch von unten angesehen…
Im November hatte ich einen Flug von Quito nach San Jose in Costa Rica gebucht, und nach einer Woche verliess ich die Stadt mit dem festen Vorsatz, irgendwann nochmal wiederzukommen und dann den Amazonas und vielleicht die Galapagos-Inseln zu besuchen. Auch das ecuadorianische Essen ist fast so gut wie das peruanische. Am Flughafen wurde ich das erste und bisher einzige Mal nach meinem Gelbfieber-Impfnachweis gefragt. Der Flug dauerte etwa 2 Stunden. Wenn man von Sued-nach Mittelamerika reist, ist alles erstmal viel kleiner und wirkt nicht so spektakulaer. Waehrend es in Suedamerika einige wirklich schoene und interessante Hauptstaedte gibt, kann man sich die mittelamerikanischen wirklich sparen und ich versuche, wenn moeglich drum herum zu fahren. Die schlimmsten bisher: Managua in Nicaragua und Guatemala City. San Jose in Costa Rica geht so, aber es gibt eigentlich nichts zu sehen. Ich fuhr dann ziemlich schnell wieder ab in Richtung des Tortuguero-Nationalparks an der Atlantikseite von Costa Rica. Dort gibt es keine Strassen, man kann sich nur mit Booten fortbewegen und die Kultur ist eher vom Einfluss der Briten in der Karibik gepraegt, die Leute sprechen Englisch, sind Nachkommen von ehemaligen Sklaven und alles ist sehr entspannt, “pura vida” eben (eine costaricanische Redewendung, kann uebersetzt warden mit “pures Leben” und kann eigentlich immer benutzt werden, als Gruss/Verabschiedung, Zustimmung usw.). Es wurden ein paar wundervolle Tage im Regenwald, mit Affen, die vor meinem Fenster im Baum schaukelten, Papageien, die in den Baeumen sangen und Krokodilen im Wasser und sogar einem Faultier. Zwischen Maerz und Oktober kommen Leatherback-Schildkroeten an die Straende von Tortuguero, um dort ihre Eier abzulegen. Zu anderen Zeiten ist dieser Strand menschenleer, aber leider wird doch einiges an Muell angeschwemmt. Die Menschen in dem kleinen Ort leben hauptsaechlich vom Tourismus.
Nach drei Tagen ging es zurueck nach San Jose und nach einer Nacht dort weiter noerdlich zum Vulkan El Arenal, eigentlich dem aktivsten Vulkan Costa Ricas. Im Bus dorthin lernte ich Julie kennen, eine Schottin, und da wir das gleiche Ziel hatten, fuhren wir zusammen weiter. Am Vulkan angekommen, stellte sich heraus, das er seit einem Jahr nicht mehr aktiv ist und weder Lava noch Rauch ausstoesst. Wir wollten dann aber trotzdem etwas naeher heran und so kam es, dass ich am naechsten Tag zum ersten Mal seit ueber 10 Jahren wieder auf einem Pferd sass. Wir hatten aber Pech und zu dem dichten Nebel, in dem wir absolut nichts vom Vulkan sehen konnten, kam dann auf dem Rueckweg noch ein Regenschauer, der uns bis auf die Haut durchnaesste. Zum Glueck konnten wir anschliessend noch in das Thermalbad von einem nahegelegenen Luxushotel, wo wir direkt vom Pool aus unser Essen und Getraenke bestellen konnten. Dann fuhren wir noch zusammen in den Monteverde-Nationalpark, lernten interessante Dinge ueber Fledermaeuse und Froesche und sahen viele Affen. Dann trennten sich unsere Wege wieder, da Julie in den Sueden Richtung Panama und ich in den Norden Richtung Nicaragua fuhr. Im grossen und ganzen ist mein Eindruck von Costa Rica zwiespaeltig. Es ist zwar das stabilste und wahrscheinlich sicherste Land in Mittelamerika und hat wundervolle Natur zu bieten. Aber ich fuehlte mich oft wie in einem Vergnuegungspark, in dem ich die ganze Zeit genoetigt werde, teure Aktivitaeten wie Bungee-Jumping oder Rafting zu machen. Und ziemlich teuer ist es auch. Es ist schwierig, da noch eine eigene Identitaet zu bewahren. In Mittelamerika ist Costa Rica ein Sonderfall.
Nach einem Ubernachtungsstopp in Liberia fuhr ich ueber die Grenze nach Nicaragua. Das ist uebrigens der zweitschlimmste Grenzuebergang nach Huaquilles in Peru. So viel Chaos sieht man selten. Ich tat mich mit zwei Norwegern zusammen um nicht vollkommen den Verstand zu verlieren und wir fuhren nach erfolgreicher Stempelerteilung in einem ziemlich rumpligen Bus nach Rivas, von wo ich eine Faehre auf die Isla de Ometepe nehmen wollte, eine Insel im Lago Nicaragua mit zwei Vulkanen. Dieser See ist so gross, dass sich die Bootsfahrt anfuehlt, als wuerde man auf der Ostsee fahren. Es ist auch einer der wenigen Seen auf der Welt, in dem Suesswasserhaie leben. Leider gibt es nicht mehr sehr viele, weil sie waehrend der Militaerdiktatur zu tausenden gefangen und verkauft wurden.
Die Isla de Ometepe ist ein etwas verwunschener und wilder Ort, an dem es zwar etwas Tourismus gibt, aber der Grossteil der Leute von Bananenanbau und Fischerei lebt und mit einem Ochsen- oder Pferdekarren ueber die einzige Strasse der Insel rumpelt. Es riecht auch ueberall verbrannt, weil die Leute ihren Abfall anzuenden. Ich fand es sehr schoen dort, aber in Nicaragua kann man einfach nicht ignorieren, dass man in einem sehr armen Land reist. Nach zwei Naechten auf der Isla fuhr ich weiter nach Granada, einer der beiden architektonisch interessanten Kolonialstaedte des Landes. Die Stadt ist wahrscheinlich einer der Orte des Landes, an der sich die Auslaender konzentrieren, alles ist fuer nicaraguanische Verhaeltnisse sehr huebsch und es gibt viele Restaurants und Bars. Im Lago Nicaragua vor Granada haben Vulkanausbrueche etwa 400 kleine Inseln geschaffen, die teilweise bewohnt (von arm und reich), teilweise leer sind und die ich mit einem Kayak erkundete. Interessant waren hier auch die Richtungsangaben. In Nicaragua haben nur die wichtigsten Strassen einen Namen und alles wird in Blocks (cuadras) angegeben und als Orientierungspunkte dienen solche Dinge wie Tankstellen, grosse Geschaefte etc. “Al lago” bedeutet “in Richtung des Sees”, das Gegenteil ist “a la montaña” (zu den Bergen), abajo (“unten”) ist nicht etwa Sueden, sondern Westen (da wo die Sonne untergeht) und “arriba” (oben) demzufolge Osten (wo die Sonne aufgeht). Alles klar? Aber es wird noch besser: manchmal sind diese Orientierungspunkte auch Orte, die nicht mehr existieren (“da, wo frueher das Kino XY war”). Das findet man besonders in Managua, wo nach einem Erdbeben in den 70ern, das das Stadtzentrum zerstoert hat, alles so gelassen wurde. Kann sich von den Ostlern uebrigens noch jemand erinnern, dass wir frueher immer Geld fuer Nicaragua gesammelt haben? Keine Ahnung, in welchen Taschen das verschwunden ist. Es wirkt etwas surreal, dass wir mal “sozialistische Bruderlaender” waren.Die zweite wichtige Stadt ist Leon, etwas weiter im Nordwesten, eine Festung des Liberalismus und der Sandinisten waehrend der Revolution (da bin ich nicht so sattelfest mit der Geschichte, fragt mich in nem Jahr nochmal…), etwas weniger touristisch als Granada und daher ein bisschen authentischer. Von dort nahm ich einen internationalen Bus nach San Pedro Sula im Norden von Honduras, weil ich nicht noch einen mittelamerikanischen Grenzuebergang ertragen konnte (bei den internationalen Bussen uebernimmt jemand den ganzen Grenzkram und ich muss nur meinen Pass abgeben und krieg ihn fertig gestempelt wieder). Waehrend des Wartens fruehmorgens um 6 an der Panamericana lernte ich dann auch Anna kennen. Es wurde dann ein langer Tag, auch weil wir etwa eine Stunde vor San Pedro mit einem Motorschaden liegen blieben. Es kam dann aber relative schnell ein Ersatzbus, der uns mitnahm, ohne das wir extra zahlen mussten. Der Transport klappt hier wirklich gut und auch wenn es auf den ersten Blick chaotisch aussieht, kommt man immer an sein Ziel!
San Pedro Sula wie auch Honduras allgemein hat einen sehr schlechten Ruf und ich wurde oft auch von anderen Backpackern erschrocken angesehen, wenn ich sagte, dass ich dort hinfahre. Ich hatte dort aber eine der besten Erfahrungen meiner Reise, und das hing mit den Leuten zusammen, die ich dort traf. Ich hatte vorher ein Bett in einem Hostel reserviert, und Juan, der Besitzer, holte uns dann vom Bus ab. Wir waren zu spaet, und er hatte trotzdem gewartet und war in der Zwischenzeit auch bei anderen Terminals gewesen. Dass Anna noch dabei war, war ueberhaupt kein Problem, und als wir in dem Hostel ankamen, waren dort Freunde von ihm und wir redeten stundenlang ueber alle moeglichen Themen und ich fuehlte mich mehr bei Freunden zuhause als in einem Hostel. Wir wollte am naechsten Tag nach Copan (3 Stunden weg) um die Maya-Ruinen zu besichtigen und er hat uns einfach so mitgenommen, weil er eine Tour dorthin hatte. In Copan besichtigten wir zusammen die Ruinen, mit einem lokalen Guide, der wirklich viel darueber wusste und anschliessend gingen wir noch zu einem Teil der Ruinen, der weniger bekannt ist. Und als er uns am Ende an unserem Hotel angesetzt hat, wollte er nur Benzingeld haben. Und die ganze Zeit habe ich viele Dinge ueber Honduras erfahren, die nur ein Einheimischer wissen kann. Ein Einheimischer, der sehr engagiert und mit viel Begeisterung versucht, nachhaltigen Tourismus in seinem Land zu etablieren. Mein Bild von Honduras ist also ganz anders, als wenn ich mich in San Pedro in einem Hotel eingeschlossen haette und am naechsten Morgen wieder abgereist waere. Ich frage mich auch, wer das entscheidet, ob ein Land gefaehrlich ist oder nicht. Viele von den Leuten, die Honduras gefaehrlich finden, haben naemlich kein Problem damit, nach El Salvador zu fahren. Und dort findet man im Prinzip die gleichen Probleme wie hier, was hauptsaechlich kriminelle Gangs und Waffen sind.
Und als naechstes bin ich hier in Antigua gelandet. Bin gespannt auf Guatemala, viele Leute sind restlos begeistert von diesem Land. Es werden aber wohl nur zwei Wochen hier werden, weil ich Ende Februar auf jeden Fall in Mexico sein will, um dort noch einen Monat zu verbringen. Das wars von mir, sorry, dass es so viel zu lesen ist, aber es ist einfach so viel passiert seit der letzten Mail.
Liebe Gruesse,
Susie
1 Comment
Hallo Ulrike,
ich finde deinen Reisebericht ziemlich schön und gut zu lesen und freue mich immer über private Reiseberichte, weil sie so weit weg von der Katalogsprache sind! Da liest man halt auch mal was von Menschen, die wirklich vor Ort waren und sich selbst ein Bild von sogenannten „gefährlichen Orten“ machen konnten, nur um dann festzustellen, dass sie eigentlich überhaupt nicht gefährlich sind! Ich habe in Südamerika auch immer die Erfahrung gemacht, dass die Menschen nett und zuvorkommend sind! Meine Familie lebt zum Beispiel in Chile und von ihnen weiß ich natürlich um die Probleme vor Ort, weiß aber auch, dass man sich hilft!
Ich träume jedenfalls schon lange von einer Reise über die Panamericana und bin auf der Suche nach dem besten Abschnitt (denn die komplette Strecke schaffe ich kaum in meiner Urlaubszeit). Ich habe schon eine schöne Route gefunden (blog.billiger-mietwagen.de/reiseziele/panamericana-portland-tucson.html), die sehr zum Reisen anregt!