Nachdem wir Kolumbien Reisen schon seit geraumer Zeit im MIO TOURS Programm haben, ergab sich dieses Jahr nun die erste Gelegenheit das Land, bzw. einen kleinen Teil davon, näher kennenzulernen. Wir erhielten eine Einladung für die Procolombia Tourismsbörse in Bogotá vom 1. bis zum 3. März 2017 und eine 5-tägige Info-Reise in den Südwesten des Landes. Hier stand eines der Hauptattraktionen des Departamentos Huila auf dem Programm: die Kultstätte San Agustín. Neben der Besichtigung der rätselhaften Steinfiguren wurden eine Kaffee-Finca, die Ausgrabungsstätten Alto de los Ídolos und Alto de las Piedras und die Kolonialstadt Popayan sowie der nahe gelegene Markt in Silvia und der Nationalpark Puracé besucht.
Der Flug nach Kolumbien
Anreise am 23. Februar 2017
Das auf Reisen aber nicht immer alles glatt läuft, konnte ich – Sarah – diesmal am eigenen Leib spüren. Am 23. Februar fegte leider ein Orkan über den Norden Deutschlands und auch Amsterdam in den Niederlanden, welches mein Transit-Flughafen für den Weiterflug mit KLM nach Bogotá war. Demzufolge mussten viele Flüge gecancelt werden oder waren verspätet. Mein Zubringerflug von Berlin nach Amsterdam startete fast 2,5 Stunden später und ich erreichte den Weiterflug nach Bogotá nicht mehr. Es folgten eine lange Wartezeit am Serviceschalter der KLM und eine Nacht in einem Flughafenhotel in Amsterdam, bevor ich am nächsten Tag wieder ins Flugzeug steigen und mit KLM nach Frankfurt/Main fliegen konnte. Von dort ging es dann mit der Lufthansa auf dem direkten Weg in die Hauptstadt Kolumbiens. Da das ursprünglich gebuchte Hotel Casa Deco keine Verfügbarkeiten mehr hatte, übernachtete ich mit einer weiteren am Flughafen in Madrid „gestrandeten“ Teilnehmerin der Reise im modernen Hotel BH Bicentario direkt am „Parque de los Periodistas“ (zu Deutsch: Park der Journalisten) im kolonialen Herzen der Stadt – der Candelaria.
Bogotá
City Tour am 25. Februar 2017
Da wir aufgrund des verpassten internationalen Fluges auch den nationalen Flug von Bogotá nach Pitalito (mit der Airline Satena) am 24. Februar verpasst hatten, verweilten wir noch ein wenig länger in der Hauptstadt. Die kleine Stadt Pitalito wird nämlich nicht täglich angeflogen und so konnte das ursprünglich geplante Programm für uns nicht ganz nach Plan ablaufen. Während die restliche Gruppe heute bereits die Steinfiguren von San Agustín bewundern konnte, erkundete ich und meine niederländische Kollegin die pulsierende Metropole Bogotá. Die Tour begann an unserem Hotel BH Bicentario, welches sich günstig gelegen bereits in der Candelaria befindet. Zunächst erhielten wir im „Museo del Oro“ einen guten Überblick über die weitreichende Vergangenheit des Landes. Das interessante Museum beherbergt eine Vielzahl präkolumbianscher Fundstücke, die meisten aus Gold gefertigt. Unter den Ausstellungsstücken findet man aber auch aus Ton, Stein, Muscheln, Holz und Textilien hergestellte Objekte. Auf dem heutigen kolumbianischen Staatsgebiet war insbesondere das Volk der Muisca sehr bewandert mit dem Umgang des Edelmetalls. Die Geschichten hinter den Fundstücken geben einen Einblick in die Historie des Landes. Am „Parque de Santander“, wo sich das Museum befindet, säumen die Kirchen „Iglesia de San Francisco“, „Iglesia de Veracruz“ und „Iglesia La Tercera“ einen kompletten Block.
Weiter ging es entlang der „Séptima“ (einer zentralen Verkehrsachse und in der Altstadt verkehrsberuhigten Zone) zum Plaza de Bolivar. Wie in den meisten lateinamerikanischen Städten ist die zentrale Plaza die Vereinigung aller Mächte: dort befindet sich der Justizpalast, das Rathaus, der Nationalpalast sowie die Kathedrale und der Erzbischöfliche Palast. Anschließend folgten die imposanten Gebäude des Regierungsviertels: wie z.B. die Casa Nariño (der Regierungs- und Wohnsitz des aktuellen Präsidenten).
Der Hunger wurde mit Empanadas gestillt bevor es dann mit dem Telefériqo auf den „Cerro de Monserrate“ ging. Leider machte uns hier das Wetter einen Strich durch die Rechnung, es regnete – donnerte – blitzte, was in einer Höhe von 3.152 Metern zum einen angsteinflößend, zum anderen aber auch ziemlich faszinierend wirkte. Unterschlupft kann man auf dem Cerro Monserrate in einigen Restaurants oder Tiendas finden, um dort Souvenirs zu erstehen. Die Fahrt mit der Seilbahn kostet hin und zurück 19.000 COP pro Person (ca. 6 Euro).
Am Abend erkundeten wir noch die engen und mit vielen kunstvollen Graffiti (die vielen farbenfrohen Graffiti haben meist eines der drei Themen als Gestaltungsgrundlage: die Natur, die Politik und die indigene Bevölkerung in Kolumbien) gestalteten Straßen rund um den „Plazoleta de Chorro de Quevedo“ und ließen uns ein Abendessen mit typisch kolumbianischen Zutaten schmecken: Yuca, Platano, Quinoa und Avocado.
San Agustín, Huila
San Agustín am 26. Februar 2017
Am nächsten Morgen ging es nach einem entspannten Frühstück im BH Bicentario mit unserem unterhaltsamen Fahrer zurück zum Flughafen in Bogotá. Was ihm so gar nicht gefiel, jeden Sonntag und an Feiertagen werden auf 120 Kilometern zentrale Straßen für sportlich interessierte jeder Art (vor allem Fahrradfahrer und Läufer) vorbehalten und somit für den Autoverkehr gesperrt. Kolumbien ist sogar Pionier in dieser Fahrradbewegung und führt die „Ciclovía“ bereits seit 1976 durch. Die Bevölkerung nutzt es rege: knapp 2 Millionen Bogoteños oder Besucher schwingen sich auf den Sattel und erkunden ihre Stadt aktiv.
Am Flughafen angekommen empfing uns erneut eine Flugverspätung. Circa eine Stunde später als geplant konnten wir dann aber mit der kleinen Propellermaschine von Satena in Richtung Pitalito aufbrechen. Den meisten Kolumbianern, denen wir über unsere Pläne berichtet haben, völlig unbekannt, ist es doch eine Stadt mit der zweithöchsten Bevölkerungszahl nach Neiva im Departamento Huila und deutlich günstiger für einen Ausflug nach San Agustín gelegen (vorher Anflug Neiva und dann 5-6 stündige Autofahrt nach San Agustín). Durch die Flugverspätung waren wir nun leider ein wenig im Zeitdruck, aber erreichten die Ausgrabungsstätten noch vor 16 Uhr – die letzte Möglichkeit für einen Besuch.
Dominierendes Merkmal der San-Agustín-Kultur sind die monolithischen Stein- und Felsskulpturen mit symbolischer bzw. magischer Bedeutung, die viel Raum für eigene Interpretationen lassen sowie die Tempel- und Grabanlagen. Um das achte Jahrhundert verschwand die indigene Bevölkerung aus jenem Teil Kolumbiens am Río Magdalena, rund 700 Jahre bevor die Europäer die Region erreichten, weshalb die genaue Bedeutung der Figuren nicht bekannt ist. Einige der Figuren befinden sich sogar in Deutschland, der deutsche Ethnologe Konrad Theodor Preuss dokumentierte die Monolithen im Jahr 1913/1914 vor Ort und ließ später 21 Steinfiguren nach Berlin liefern, was heutzutage sehr umstritten ist.
Der gesamte sich unter UNESCO Weltkulturerbeschutz befindliche Archäologische Park von San Agustín besteht aus drei separaten Gebieten mit insgesamt 116 Hektar: San Agustín (Mesita A, Mesita B, Mesita C, La Estación, Alto de Lavapatas and Fuente de Lavapatas sites) sowie Alto de los Ídolos und Alto de Las Piedras, die letzteren wir leider nicht sehen konnten. Auch können in der Region Wander-, Fahrradtouren und Ausflüge zu Pferd unternommen werden.
Am Abend trafen wir dann nun auf den Rest der Gruppe: 4 Deutsche, ein Österreicher, eine Schweizerin und 2 Dänen sowie eine Vertreterin von ProColombia und unsere Tourleiterin. Untergekommen war die Gruppe bereits seit Freitag im wunderschönen Hotel Monasterio, welches von einem Deutschen geleitet wird.
San Agustín ist ansonsten ein geschäftiges kleines Städtchen mit einem großen Markt. Es lohnt sich circa 2 Tage in der Stadt zu bleiben, um die Gegend zu erkunden.
Popayán und Nationalpark Puracé, Cauca
Stadtführung in Popayán am 27. Februar 2017
Am nächsten Morgen fuhren wir nach einem kurzen Besuch auf dem lokalen Markt in San Agustín in Richtung Popayán. Die Strecke ist größtenteils unasphaltiert, aber kann seit circa 5 Jahren wieder sicher passiert werden, da es ehemals von der FARC besetzt wurde. Heute meinte es das Glück einmal gut mit uns. Auf der engen Straße hatte ein LKW bereits am Vorabend einen Unfall kurz hinter eine Brücke und blockierte nahezu den gesamten Weg. Mit Fingerspitzengefühl manövrierte unser Fahrer Rodolfo aber den Van sicher am LKW vorbei und wir konnten unsere Fahrt fortsetzen.
Angekommen in Popayán erhielten wir im Hotel Casa Real ein Mittagessen, typischerweise bestehend aus Suppe, Mittagessen und Dessert. Dazu wird oft ein Saft („Jugo de Mora“) serviert. Gestärkt und froh, sich endlich mal zu Fuß fortzubewegen, begannen wir unsere geführte Stadterkundung. Popayán, „die weiße Stadt“, befindet sich im Departamento Cauca und hat ca. 250.000 Einwohner. Charakteristisch sind die weiß gestrichenen Wände, die dem Stadtbild einen besonderen Charme verleihen (Bei einer geführten Tour wird auch das „Geheimnis“ dahinter verraten ;) )
Im Pueblito Patojo sieht man eine Miniatur-Version von Popayán und kann schließlich nach einem kurzen Aufstieg auf den Morro de Belalcázar die Stadt und die sanften Hügelketten in der Ferne überblicken.
Neben zahlreichen gut erhaltenen Kirchen, beeindruckt die koloniale Architektur und zahlreiche Museen informieren z.B. über die Religiosität und Traditionalität in Popayán, die vor allem während der „Semana Santa“ (Karwoche) ausgelebt und sogar von der UNESCO wertgeschätzt wird.
Wer sich in Popayán aufhält, kommt auch kulinarisch auf seine Kosten: Empanadas & Tamales de Pipián, Ají de Maní (scharfe Soße mit Erdnuss), Champús (erfrischendes Getränk) und Salpicón. Jedes Jahr im September findet ein großes Gastronomie-Festival statt. Eine auch bei Einheimischen beliebte Adresse für eine kleine Kostprobe ist das Restaurant „Mora Castilla“.
Markt in Silvia und Nationalpark Puracé am 28. Februar 2017
Früh am Morgen brachen wir zum authentischen Markt in Silvia auf – dem zu Hause der indigenen Bevölkerung der Guambiano oder Misak – la gente del agua, del conocimiento y de los sueños (das Volk des Wassers, des Wissens und der Träume). Die farbenprächtige und traditionelle Kleidung der Männer setzt sich aus einem grauen Hut aus Filz, einem orangefarbigen Halstuch, einem Poncho in grau-schwarzen Tönen und knöchelhohe Lederstiefeln zusammen. Die Frauen tragen lange, königsblaue Röcke. Der Name Guambiano stammt vom Guambía, eine Tasche, in welcher die Wolle und der Spindel aufbewahrt werden. Oft sieht man die Frauen auf ihrem Weg durch die Stadt gleichzeitig laufen und weben.
Jeden Dienstag bieten die Guambianos, die vorrangig von der Landwirtschaft leben, auf dem Markt ihre Waren an: eine unvorstellbar große Vielfalt von Kartoffel-Sorten, Getreidearten, frischem Obst und Gemüse aber auch Kleidung sowie allerlei nützlichen Sachen für Haus und Hof. Mit ihren bunten Chivas rücken sie früh am Morgen an und es herrscht ein lebhaftes Treiben. Die indigene Bevölkerung lebt nach einer streng hierarchischen Ordnung, hat ihre eigenen Gesetze und Krankenversorgung. Der Glaube orientiert sich nach 3 Ordnungen: „tierra“ (Erde), „familia“ (Familie) und dem „espíritu“ (Geist und Träume). So können zum Beispiel nur Personen Heiler werden, die davon in ihrem Traum heimgesucht werden. Mädchen müssen nach ihrer ersten Menstruation 5 Tage eingeschlossen in einer Hütte die traditionellen Hüte knüpfen. Obwohl die Traditionen noch sehr rege gelebt werden, ziehen Globalisierung und Digitalisierung auch in die Gemeinde der Guambiano ein und gerade jüngere Leute identifizieren sich nicht mehr so stark damit. Deshalb ist es keine Seltenheit die traditonell gekleideten Personen mit Smartphone in der Hand zu sehen…
Von Silvia fuhren wir dann in den Nationalpark Puracé, welcher sich durch seine Paramo Landschaft und die zahlreichen, teils meterhohen Frailejones auszeichnet. Leider hatten wir nur einen halben Tag zur Verfügung und eine beschwerliche Anreise vor uns, da auch hier die Straßen noch voller Schlaglöcher sind. Andererseits waren wir die einzige Gruppe, die unterwegs war und konnten die einzigartige Landschaft rund um die heißen Thermalquellen wirklich genießen. Kleine Wanderwege führen durch das Gebiet, vorbei an gurgelnden und sprudelnden Wasserlöchern und der typischen Paramo-Vegetation. Den Geruch vernachlässigen wir hierbei mal ;). Der Nationalpark ist Heimat des Vulkans Puracé und zugleich das Quellgebiet von vier der bedeutendsten Ströme Kolumbiens: Río Magdalena, Río Cauca, Rio Caquetá und Río Patía.
Nach einem aufregenden Tag ging es zurück nach Popayán, wo wir erneut im Hotel Monasterio (nicht zu verwechseln mit dem Hotel Monasterio in San Agustín) übernachteten.
ProColombia Travel Mart
Rückflug nach Bogotá und Travel Mart vom 1. bis 3. März 2017
Am Morgen des 1. März flogen wir mit Avianca zurück nach Bogotá (natürlich mit obligatorischer Verspätung) und checkten im Hotel Movich 26, einem stylischen Business Hotel in der Nähe des Flughafens ein. Denn heute begann die Procolombia Reisemesse auf dem Corfería Gelände, die ein wenig einer Mini-ITB anmutete. Zahlreiche Aussteller aus Kolumbien und anderen Ländern informierten über ihre touristischen Produkte und die ein oder andere Kostprobe ließen wir uns auch nicht entgehen: Rum aus Medellín ist sehr empfehlenswert. Am darauffolgenden Tag fand das Tourismus-Speeddating statt, wo wir an unserem Tisch lokale Tourismusagenturen, Hotels und andere Leistungsanbieter sprechen konnten. Viele, viele Informationen habe ich von der Messe mitgenommen – alles konnte ich noch gar nicht verarbeiten, aber eins sei schon einmal gesagt: Kolumbien ist ein absolut faszinierendes Land mit vielfältigen Landschaften, unglaublich herzlichen und hilfsbereiten Menschen und von so enormer Größe, dass die eine Woche natürlich bei weitem nicht gereicht hat, um alles zu erkunden. Der erste Eindruck hat aber überzeugt und wir hoffen, dass wir in Zukunft verstärkt Produkte und Reisen in Kolumbien anbieten können. Sei es Kultur, Natur, Geschichte oder Strand – jeder kommt hier auf seinen Geschmack und nach persönlichem Gusto können entsprechende Themenreisen gestaltet werden.
Colombia es realismo mágico!
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