Mittlerweile bin ich bereits seit 8 Wochen in der Hauptstadt Ecuadors – Quito – und habe so langsam einen ungefähren Überblick über die Abläufe, Gepflogenheiten, das mehr oder wenige chaotische Transportsystem… der Alltag ist eingekehrt…
Quito ist eine typisch südamerikanische Stadt- viel Verkehr, laut und auf über 2.800 Metern kann man bei schnellerem Tempo ziemlich schnell aus der Puste kommen. Die unglaubliche Nord- Süd- Ausdehnung von fast 40 Kilometern lässt die doch relativ kleine südamerikanische Hauptstadt mit ca. 1,4 Millionen Einwohnern, riesig erscheinen. Besonders gut kann das Panorama vom Panecillo oder dem Hausberg Quitos- dem Pichincha- genossen werden.
Mein Tag startet mit einem guten ecuadorianischen Frühstück bei meiner Gastfamilie und die Auswahl an Früchten ist hier wirklich toll. Anschließend gilt es sich in das Gedränge der Metrobus-Linie zu stürzen. Atem anhalten und hoffen, dass man möglichst schnell in wenigen Stationen wieder aussteigen kann. Den Satz „Permiso por favor“ sollte man dabei im Gedächtnis behalten, um sich beim Aussteigen durch die Menge zu quetschen. Der Vorteil der Metrobus- Linie ist jedoch, dass sie eine eigene Spur in der Mitte der Strasse besitzt und deshalb verhältnismäßig schnell voran kommt. Ebenso durchqueren die Trole Bus Linie sowie die Ecovia die Stadt von Nord nach Süd auf parallel verlaufenden Strassen. Für 0,25 Cent pro Strecke kann man so fast die komplette Stadt erkunden (zum Beispiel kann ich von meinem Haus ganz im Norden Quitos fast 2 Stunden gen Süden zum großen Busterminal Quitumbe für 25 Cent fahren). Das restliche Bussystem wird mir wohl bis zum Ende meines Aufenthaltes hier ein Rätsel bleiben. Die Busse haben zwar einzelne Strassen und wichtige Punkte auf einer Tafel an der Frontscheibe vermerkt, aber ohne umfassende Stadtkenntnisse, hilft dies einem nicht weiter. Glücklicherweise weiß meine Gastmama gut Bescheid und ausgerüstet mit Zettel und Anweisungen habe ich bisher jedes Ziel gefunden! Das große Busterminal im Süden der Stadt – Quitumbe – bringt die Reisenden an fast jedes beliebige Ziel in Ecuador.
Das Mittagessen ist für den Ecuadorianer eines der wichtigsten Mahlzeiten und besteht oft aus 3 Gängen: einer Suppe, einem Hauptgang (oftmals Reis mit Fleisch, besonders beliebt dabei Hühnchen) und einer Nachspeise. Ein Saft aus den unterschiedlichsten Früchten darf dabei nicht fehlen. In vielen kleineren Restaurants kann man für 2-4 Dollar eine sehr sättigende Mahlzeit erhalten. In die Suppen habe ich mich definitiv verliebt: am besten ist eine typische Locro de Papa – Kartoffelsuppe mit Käse und Avocado. Käse ist hier sowieso ein wichtiger Bestandteil und kann überall verwendet werden. Auf dem Brötchen gemeinsam mit Marmelade, in allen Suppen und ganz besonders lecker: in der heissen Schokolade. Ich glaube meine Gastmama konnte meinen ungläubigen Blick bei diesem Gedanken nicht ganz verstehen.
Am Strand sollte man sich die Fischgerichte „Encocado“, also mit einer Kokosnusssosse nicht entgehen lassen. Die Batidas und Cocktails sind Urlaubsfeeling pur.
Worauf ich in Quito verzichten könnte, sind die Abgase und der Lärm. Die alienartigen Geräusche der Alarmanlagen bilden eine bunte Geräuschkulisse, nachdem ein Bus weitergefahren ist, wird man in eine schwarze Rauchwolke eingehüllt und noch liegt der Flughafen Quitos auch mitten in der Stadt! Und mittendrin bedeutet wirklich mittendrin. Ich kann dort zu Fuß hinlaufen. Ab 20. Februar wird er aber ausserhalb der Stadt in einem Tal sein und Quito wartet gespannt auf das erwartete Verkehrschaos, da die Straßen dahin wohl immer noch nicht fertig sind und das Transportsystem auch noch zu wünschen übrig lässt. Statt eines lockeren Spaziergangs von 10 Minuten, werde ich dann wohl in der Rush Hours fast 2 Stunden brauchen.
Wenn man nicht Bus fährt, dann nimmt man ein Taxi. Ein Taxi mit Taxometer zu erwischen, ist wirklich Glück. Meist wollen sie die Touristen übers Ohr hauen. Aber sowohl im Taxi als auch auf irgendwelchen traditionellen Märkten habe ich bereits das Handeln ganz gut gelernt und zähle auch einen flauschigen Alpaca Pulli für wenig Geld nun zu meinem Besitz. Der Markt in Otavalo ist wirklich sehenswert und dort können so einige Mitbringsel erstanden werden. Das Gepäcklimit wird mir sicherlich auf dem Rückweg wesentlich schwerer fallen…
Ansonsten sind mir bereits die starken Kontraste hier im Land aufgefallen. Neben kleinen Bretterbuden stehen eingezäunte Luxushäuser (für ecuadorianische Verhältnisse). Dann geht man um die Ecke und steht auf einmal vor einer riesigen Shopping Mall, die allen Malls in den USA oder Europa locker Konkurrenz machen kann. Beim ersten Besuch dachte ich echt, ich bin gerade in einem anderen Land, als mich Tiffanys, Bvlgari und co. dort am Eingang erwarten. Alle möglichen amerikanischen Fastfood Ketten sind dann auch nicht weit weg. Einige Stunden mit dem Bus raus aus Quito und man steht wiederum in einer völlig anderen Welt. Indigenas in traditioneller Kleidung, die ihre Ware auf dem Rücken transportieren…Ecuador ist wirklich ein Land vieler verschiedener Welten – nicht nur landschaftlich, wie es oft zu lesen ist (die 4 Regionen Anden, Küste, Regenwald und Galapagos, die man innerhalb kürzester Zeit sehen kann), auch die gesellschaftlichen Unterschiede sind enorm. Man muss nur einmal in den Süden von Quito fahren (relativ arm) und sich danach in Cumbaya (dort haben die gut-Verdienenden ihre Villas und die renommierte Universität San Francisco de Quito ist ebenfalls dort ansässig) aufhalten und man bekommt die Kontraste zu spüren.
Aber es gibt auch wirklich viele schöne Seiten. Zum einen ist das natürlich die atemberaubende landschaftliche Vielfalt. Bisher habe ich sicherlich nur einen sehr geringen Teil davon gesehen, aber Orte wie Mindo, Papallacta, die Küste, Baños, Puyo, Otavalo, die Cuicocha und Quilotoa Lagune oder Quito haben mich bereits vollkommen von diesem Land überzeugt. Weitere Punkte auf der Planungsliste sind Puerto Lopez über Karneval, die Straße der Vulkane sowie der Regenwald. Einmal in Ecuador gewesen, sollte man sich das Galapagos Archipel nicht entgehen lassen…jeder kommt schwärmend von den Inseln zurück!
Zum anderen ist der Grossteil der Leute hier wirklich sehr herzlich, interessiert und hilfsbereit, aber in einer nicht so aufdringlichen Art&Weise wie ich es anfangs von Südamerika erwartet hatte.
Ich bin gespannt was das Land die nächsten 4 Monate noch zu bieten hat!
Vor allem hoffe ich, dass mein Spanisch sich noch weiter verbessert. Aber Ecuador ist zu recht eines der besten Länder in Südamerika um Spanisch zu lernen, da relativ langsam und deutlich und ohne starken Akzent geredet wird. Einige Wörter aus dem Quechua sind auch normal gebräuchlich und ein netter Herr auf dem Weg zur Quilotoa Lagune hat uns auch ein paar Brocken Quechua beigebracht.
Von weiteren faszinierenden, landschaftlich beeindruckenden Orten und spannenden Momenten werde ich berichten!
1 Comment
Hallo Sarah,
ich bin zufaellig auf deinen Blog gestossen. Ich bin inzwischen auch schon 6 Wochen hier in Ecuador und wohne in der Naehe von Quito. Ich mache hier auch ein Praktikum. Vielleicht koennen wir irgendwie Kontakt aufnehmen, ich wuerde meine Erfahrung gerne mal ein wenig austauschen.
Liebe Gruesse
Steffi