Am Wochenende besuchte ich eine interessante Ausstellung im Leipziger Grassimuseum: „Kallawaya – Heilkunst in den Anden“ ist eine kleine Sonderausstellung, die zu den Kallawaya – Wanderheiler aus der Andenregion Boliviens – informiert. Die Heiler und Schamanen genießen große Anerkennung in der Andenbevölkerung, aber auch bei den Einwohnern der Großstädte. Schamanismus ist nicht nur in Bolivien, sondern in ganz Lateinamerika verbreitet und wird bis heute von den Menschen genutzt.
Die Präsentation der Ausstellungsstücke in der Kallawaya-Schau ist sehr gelungen. Als Besucher hatten wir die Möglichkeit, die Exponate von allen Seiten genau zu betrachten, denn sie waren nicht in Vitrinen, sondern in kleinen „Plastikkuppeln“ untergebracht. Neben den außergewöhnlichen Moche-Keramiken waren unter anderem auch die „Hilfsmittel“ für ein „weißes“ oder „schwarzes“ Ritual zu sehen (Wolle, Koka-Blätter, Kräuter, Samen, Talismänner usw.). Außerdem kamen Kallawayas in Videos und Tonaufzeichnungen zu Wort und erzählten, wie sie zum Heiler geworden sind (z.B. durch einen Blitzschlag). Leider sind die Frauen in dieser „Berufsgruppe“ (seit der Anerkennung der Kallawaya durch die UNESCO gibt es Institutionalisierungsbemühungen) nicht anerkannt und üben daher häufig versteckt die „schwarze Magie“ aus.
In einem Ausstellungsvideo wurde gezeigt, wie Krankheiten mit einem Meerschweinchen geheilt werden. Die Heilerinnen streichen mit einem Meerschweinchen über den Körper der Kranken bzw. „Verhexten“. Dann wird das Meerschweinchen geöffnet. Krankheiten, die bei dem Meerschweinchen sichtbar werden, lassen Rückschlüsse auf die Probleme der kranken Person zu. Der Meerschweinchenkörper wird dann in einem Ritual gereinigt und muss verbrannt oder vergraben werden.
Viele werden über die Praktiken sicher den Kopf schütteln, aber in Lateinamerika glauben viele Menschen noch an Magier, Schamanen und Heiler. In einigen Hotels und Lodges werden bestimmte Rituale auch für Touristen angeboten. Wenn ihr bei einer Peru Reise oder Ecuador Reise an einem Schamanen-Ritual teilnehmen wollt, dann informiert euch vorher über den „Ruf“ des Schamanen. Unter den Heilern gibt es natürlich auch „schwarze Schafe“, die vor allem Geld verdienen möchten.
Die Ausstellung „Kallawaya“ wurde übrigens verlängert:
KALLAWAYA
Heilkunst in den Anden
im Grassimuseum am Johannisplatz, Leipzig
verlängert bis 14. August 2011
Dienstag – Sonntag 10.00 – 18.00 Uhr, Montag geschlossen
Eintrittspreis: Normal 6,- Euro / Ermäßigt 3,- Euro
1 Comment
Ja manches schamanische Ritual wie z.B. das mit den Meerschweinchen hört sich schon recht martialisch an.
Aber es gibt ja auch andere schamanische Traditionen wo es etwas weniger blutig zu geht.
Gruss
Ivy