Die Stimmung ist geladen, hiesige Menschenumzüge blockierten ganze Straßenzüge in Caracás, Venezuelas Hausptstadt. Sie bejubelten ihren Favoriten, Nicolás Maduro oder Henrique Capriles Radonski. Beide werben seit wenigen Tagen in ihrem Wahlkampf mit höheren Löhnen, mehr Wohnraum, sinkender Kriminalität und Korruption und der Sicherung von Grundprodukten für einen jeden venezolanischen Bürger. Bei den Wahlkampagnen, die vorrangig aus Steuergeldern bezahlt werden, übertrafen sich die beiden Politiker gegenseitig, um mehr Befürworter und Wähler für sich zu gewinnen, denn sie hatten wenig Zeit dafür: der Wahlkampf begann erst am 2. April und endete am gestrigen Donnerstag. Somit geht er in die Geschichte als kürzester Wahlkampf ein. Der Übergangspräsident Maduro, der damit wirbt Chávez´Politik bruchlos fortzusetzen, liegt einer Statistik zufolge um 20 % vor Capriles Radonski. Der Kandidat der Opposition Capriles versuchte durch ähnliche Wortlaute und Redewendungen, die Chávez einst verwendete, Stimmen für sich zu gewinnen.
Auf der einen Seite steht Maduro, der Kandidat der linken Kräfte, ein ehemaliger Gewerkschafter und Aktivist, mit dem sich die unteren sozialen Schichten eher identifizieren, auf der anderen Seite steht Capriles, der aus einer Familie von Medien-Unternehmern stammt und die wohlhabende Oberschicht Venezuelas repräsentiert. Wie schon im letzten Jahr beim Wahlkampf zwischen Hugo Chávez und Capriles stehen sich diesmal wieder zwei unterschiedliche Charaktere gegenüber. Die Wähler sind gespalten. Einige sehen in Maduro den Nachfolger von Chávez, andere wiederum meinen, Maduro würde das Führer-Charisma fehlen, um das Land zu regieren. Trotz spannungsgeladener Stimmung im Land, gab es keine gravierenden Zwischenfälle zu vermelden. Auch zur feierlichen Abschlusskundgebung am gestrigen Donnerstag waren die Straßen in die Farben der Nationalflagge getaucht, Ausschreitungen blieben weitestgehend aus.
Welcher Kandidat nun am Sonntag zum Nachfolger von Chávez gekürt wird, wird hoffentlich der Gewalt, Kriminalität und der Korruption den Kampf ansagen.
No Comments